Fahrt ins Haa-Tal

Heute ging es nach dem Frühstück mit dem Wagen ins Haa-Tal. Dieses liegt im Nordwesten des Landes und grenzt sowohl an Tibet als auch an Sikkim. Es ist erst seit ca. 15 Jahren für Touristen zugänglich und liegt abseits deren Hauptrouten. Wir mussten zunächst über eine kurvige enge Strasse auf den Chelela-Pass auf knapp 4000 Meter Höhe fahren. Dort wollten wir eigentlich eine kleine Wanderung unternehmen, das Wetter hat jedoch leider nicht mitgespielt. Es war sehr wolkig, neblig und regnete auch leicht. Normalerweise hat man von hier eine tolle Fernsicht auf die höchsten Berge Bhutans und Indiens, was uns aber verwehrt blieb. Dennoch machten wir einen kleinen Spaziergang und sahen viele blühende bunte Gebirgsblumen, darunter Edelweiss im Überfluss. Viele Einheimische brachten hier Gebetsfahnen an, um ihrer Verstorbenen zu gedenken. Auch Martin dachte an seinen Bruder Georg, der im Himalaya sein Leben verlor. Unser Guide Sonam erklärte uns die buddhistische Sichtweise, nach der der Tod nur ein Übergang in einen anderen Seelenzustand darstellt. Je nach Erkenntnis, Verhalten im irdischen Leben und Karma kann man im Idealfall ins Nirwana gelangen, wo sich das Ich-Bewusstsein auflöst und ein Zustand ohne Leid, Begierde und Verlangen erreicht wird.

Wir fuhren weiter nach Haa und kamen an einem Kloster vorbei. Dort wurde gerade für ein Tschechu geprobt, einem der bekannten religiös gefärbten Volksfeste, wo Tänzer in bunten Kostümen und Masken Szenen der legendären und sagenhaften Geschichten aus Bhutans Vorzeit nachspielen und darstellen. Es war spannend zu beobachten, wie hier verschiedene Tänze geprobt wurden. Manche davon sind nur Mönchen vorbehalten.
Wir durften uns auch wieder den zentralen Tempel anschauen und unser Guide erzählte engagiert Geschichten aus dem Leben Buddhas und anderer Lehrer nachdem wir Buddha symbolisch durch Gesten die Ehre erwiesen. Die wurden überall bildlich dargestellt und prächtig ausgeschmückt. Eine reiche Symbolwelt bediente sich der Tierwelt, Fabelwesen und Farben. Alles hat eine Bedeutung und steht für irgendetwas. Das Rad des Lebens spielt eine zentrale Rolle und wird auf sogenannten Thankas bildlich dargestellt. Um dem allen folgen zu können, müsste man sich erst wieder in zentrale Gedanken des Buddhismus einlesen. Entsprechende Literatur hat Martin mitgenommen – bisher fehlte jedoch die Zeit zum Lesen….
Danach sind wir durch den Ort geschlendert, der hier noch sehr ursprünglich wirkt. Die Menschen sind durchweg sehr freundlich, waren auf der einen Seite zurückhaltend, auf der anderen jedoch auch neugierig. Ein Einheimischer stieg extra aus einem Bus, um uns nach einem gemeinsamen Foto zu fragen. Unsere Unterkunft lag fast am Ende des Tals, war eher einfach aber schön. Mit uns war nur eine zweite Reisegruppe aus München dort untergebracht. Auf ca. 3000 Höhenmetern ist es abends doch etwas frisch und wir waren froh, dass unser Zimmer geheizt war.

Nach dem Abendessen nahmen wir uns dann heute Zeit, den Blog weiter zu führen und Bilder anzuschauen. Morgen wollen wir wandern gehen und hoffen, dass es trocken bleibt.